Buchtipp – Cabo de Gata

erschienen in der WLZ am 20.08.13

Blick auf neue Bücher, heute vom Förderverein der Stadtbücherei in Bad Arolsen.

Als Eugen Ruge 2011 den Deutschen Buchpreis für sein Epos „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ erhielt, vermutete man bei diesem Erstlingswerk eines bis dahin unbekannten Autors sein womöglich einziges Buch. Das literarische Gewicht dieser Familiensaga schien stark an die Intensität des Erzählten gebunden zu sein.

Mit seinem zweiten Roman „Cabo de Gata“ überrascht uns Ruge nun mit der leicht ironischen und fein beobachteten – aber vollkommen erfundenen – Geschichte eines Schriftstellers, der steinern festgelegten Alltag entflieht, um ein Buch zu schreiben.

Aber wohin? Erinnerungen an das Wort „Andalusien“ aus einem vor vielen Jahren gesehenen Film und eine Zeitungsnotiz, über den wärmsten Ort in Spanien führen ihn nach Cabo de Gata (Kap der Katze) an der spanischen Mittelmeerküste. Der erste Eindruck: Enttäuschung – ein trostloser Ort. Er fährt nur nicht gleich zurück, weil man ihm vorschwindelt, es führe am gleichen Tag kein Bus mehr. Hier zählt jeder Gast.

Und so bleibt er. Kommt unter bei der Witwe, 1200 Peseten mit Mittagessen – jeden Tag derselbe Fisch, dazu eine Flasche Rotwein. Änderungswünsche werden ignoriert, also Fisch mit Rotwein. Aber welches Buch, welche f Geschichte will er nun schreiben? Auch ausreichend Hefte und Stifte befördern nicht den gewünschten Impuls. Stattdessen fügt er sich ins gleichförmige Leben des kleinen Ortes ein und prüft jedes Erlebnis auf Romantauglichkeit – dennoch, der richtige Stoff will sich nicht einstellen. Bis er die Katze trifft (Katze = spanisch Gata) – oder sie ihn?

Dieses scheue Tier scheint ihm etwas mitteilen zu wollen. Ist die rote Katze die Reinkarnation seiner rothaarigen Mutter? Heißt die Botschaft: Man findet nur, was man nicht sucht?

Auch diese Episode geht vorüber und schließlich reist der Autor wieder ab. Ohne Manuskript. Was er uns stattdessen überist kein Aussteigerroman, sondern die Weisheit, dass der Weg (oder: die Suche) das Ziel ist. Oder wie Ruge selbst sagt: Diese Geschichte habe ich er-funden, um zu erzählen, wie es war. Ein nahezu ereignisloses, selbstironisches und entspannendes Buch im Lichte der andalusischeri Sonne. – Sabine Belz

 Cabo de Gata. Von Eugen Ruge, Roman. Rowohlt Verlag 2013, 208 S., 19,95 Euro.

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