WLZ, 21.04.15 – Text wird transparent

Rhoder Künstlerin illustriert Christa Wolfs Kassandra – Vortrag in Bücherei

Mit der Sprache Bilder malen: Über die Beziehung zwischen Christa Wolfs Erzählung „Kassandra“ und Bildern Barbara Beisinghoffs referierten Dr. Elke Riemer-Buddecke und Prof. Silke von der Emde in der Christine-Brückner-Bücherei.

von Sandra Simshäuser

Bad Arolsen. In ihrem Werk hatte die 2011 verstorbene Autorin Christa Wolf „farbige Bilder mit ihrer Sprache“ gemalt, wie die in Bad Arolsen lebende Germanistin und Kunsthistorikerin Dr. Elke Riemer-Buddecke in Auszügen aus ihrem kürzlich veröffentlichten Aufsatz über Beisinghoffs „Kassandra“-Bilder feststellte.

Über Barbara Beisinghoffs (I.) Wasserzeichenbilder zu Christa Wolfs „Kassandra“ referierten Dr. Elke Riemer-Buddecke (2.V.I.) und Prof. Silke von der Emde in der Christine-Brückner-Bücherei. Rechts im Bild Eva Gröll-Wachenfeld, Vorsitzende des Bücherei-Fördervereins. Foto: Sandra Simshäuser

Über Barbara Beisinghoffs (I.) Wasserzeichenbilder zu Christa Wolfs „Kassandra“ referierten Dr. Elke Riemer-Buddecke (2.V.I.) und Prof. Silke von der Emde in der Christine-Brückner-Bücherei. Rechts im Bild Eva Gröll-Wachenfeld, Vorsitzende des Bücherei-Fördervereins. Foto: Sandra Simshäuser

Besondere Art des Schreibens
Zu einem Künstlerbuch hatten Wolfs sprachgewaltige Bilderwelten die in Rhoden ansässige Künstlerin im Jahr 2005 angeregt. Elf symbolreiche Was¬serzeichenbilder sind darin enthalten. Eine Anregung zu dieser besonderen Darstellungsform habe sicherlich Christa Wolfs „besondere Art des Schreibens“ geliefert. Diese Feststellung traf Prof. Silke von der Emde, Germanistin am Vassar College, New York, die zurzeit für einen Forschungsaufenthalt in Bad Arolsen weilt.
Bei Wolf, die vielen als die wichtigste gesamtdeutsche Autorin des zwanzigsten Jahrhunderts gelte, sei „der Text selbst transparent“ geworden, um immer wieder neue Schattierungen zu bekommen. In bildende Kunst umgesetzt, erklärte von der Emde, würden Beisinghoffs Bilder ihrerseits in einen neuen Dialog mit dem Text treten. Die teils mit Textzitaten gespickten Arbeiten der renommierten Künstlerin, so führte Elke Riemer-Buddecke weiter aus, seien „reich an literarischen Anspielungen, Geheimnissen und Bildrätseln, hervorgeholt aus den Tiefen des Unbewussten“.

Gespräch mit Künstlerin
Beisinghoffs „Kassandra“ – Künstlerbuch könne stilistisch mit der Stilrichtung des Surrealismus verglichen werden, andere Arbeiten ähnelten jenen der Symbolisten des 19. Jahrhunderts. Reichlich Gelegenheit, ein Exemplar ihres Künstlerbuchs und weiterer Wasserstrahlzeichnungen zu betrachten sowie mit der Künstlerin ins Gespräch zu kommen, hatten die Gäste im Anschluss.
Der eine oder andere Zuhörer mag sich dabei auch nach Christa Wolfs Reaktion auf die bildgewordene „Kassandra“ erkundigt haben. Ihr hatte Barbara Beisinghoff vor Jahren ein Exemplar überreicht, das bei der Schriftstellerin so gut ankam, dass sich ein engerer Kontakt zwischen dem Schriftstellerehe paar Wolf und der Künstlerin entwickelte.

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