Rezension – Nathan der Weise

Erschienen im Hallo, am 21.05.2018. Autor: H. Schaaf

Achtung: Hier wird ein Theaterstück, ein Lehrstück, vorgestellt, das zum Kulturgut dieses Landes gehört und leider es an Aktualität nichts verloren hat.

Schon der Titel: Nathan – der Weise – hört sich so alt und überkommen an, wie ein Drama aus Schulzeiten. Jetzt ist der Klassiker der Weltliteratur – mit Comics als Appetitanreger wieder neu aufgelegt worden. Es geht um 5 Fragen, die – egal in welcher Form, immer wieder gestellt werden. Eine davon ist, „Wie hältst du es mit der Religion“. Schon Gretchen wollte Heinrich in Faust verpflichten, „Stellung zu nehmen“, wie es heute heißt. Die Antwort ließ sie grausen.

Der Sultan von Jerusalem wollte gar vom Juden Nathan wissen, welche Religion er für die »wahre« halte. Darauf antworte er, den die Christenobrigkeit am liebsten „brennen“ sehen wollte, mit der „Ringparabel“.

Allein diese lohnt, die Geschichte – noch mal – oder überhaupt zu lesen, vielleicht auch nur zu „googlen“. In dieser Geschichte geht es um eine Familie, in deren Tradition ein besonderer Ring von Generation zu Generation an den liebsten Sohn weitervererbt wird. Ein Vater jedoch, der drei Söhne hat und alle gleichermaßen liebt, kann sich nicht entscheiden, an welchen der Söhne er den Ring vererbt.

Mit den Comics wird es den jüngeren vielleicht ein Stück anschaulicher gemacht, mit den Erläuterungen und dem Anhang Lehrern, das „Lehrstück“ in einer Klasse einzusetzen, die mehr als nur eine Religion kennt. Anhand der Figur des Nathan zeigt Lessing auf, dass Humanität und Toleranz Gräben überwinden und friedvolles Miteinander möglich machen können.

Die dabei begründete Toleranz ist weltweit immer noch eine Minderheitenidee. Sie fällt leichter, wenn man im eigenen auch ein Stück weit zu Hause ist. Dabei reicht es nicht, nur das eigene Kreuz aufzuhängen und die anderen wegzuhalten. Langfristig nachhaltiger wird es mit einer Bereitschaft, sich selbst und andere geistig zu fordern. Wenn man sich dabei auf das deutschsprachige Kulturgut beziehen möchte, lohnt es sich, „seine Klassiker“ noch mal oder wieder in die Hand zu nehmen, wenn es hilft, auch mit einer Comic-Einführung.

Gotthold Ephraim Lessing – Nathan der Weise:
Originaltext mit Comic und Annotationen
(Klassiker trifft Comic):

Klett Sprachen Tb 2015 250 Seiten

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