Rezension – Und du kommst auch drin vor

Erschienen im Hallo am 29.11.2017, Autor: H. Schaaf 

„Als Frau Meier (die blasse Referendarin, die später mit „burn out“ aufgibt) sagte, dass wir heute zur Lesung gehen, haben alle gestöhnt. Ich habe große und kleine Ts in mein Hausaufgabenheft gemalt. Ob Lesung oder nicht, das war mir schnuppe. Für Donnerstag stand dort in der Tat reingekritzelt – LÄSUNG. Franz hat den Kopf auf den Tisch gelegt und geschnarcht. Nur Petrowna hat ihre Stimme erhoben. »Schnauze, ihr Idioten! Wollt ihr lieber Mathe? Petrowna schaffte es immer, alle mit einem Satz zu verwirren und dadurch für einen Moment der Stille zu sorgen.“

In diesem Stil geht es in diesem Jugendbuch, oder einem Buch, in dem man die Jugend – zumindest eine Teil der Jugend – kennenlernen kann, weiter. Protagonistinnen sind Kim, 15, ein bei der depressiven Mutter lebendes Scheidungskind, eher unauffällig, und Petrowna, die auf engsten Platz Teil einer Grossfamilie mit „Migrationshintergrund“ ausagiert: klug, exzentrisch und daran gewöhnt, immer und überall den Ton anzugeben, bis – halt bis eine Wende zwischen beiden Freundinnen eintritt – ausgelöst durch die Autorin des Buches und natürlich eine erste Liebe.

Und so zieht es Kim – und die Leser – in die Geschichte hinein, aus der sie sehr anders herauskommt als befürchtet. Dazwischen geschieht schier Unglaubliches aus dem Teenageralltag in unterschiedlichen Erzählebenen voller schräger und witziger Dialoge und Figuren, was mit einem Sprachwitz verbunden ist, der wohl aus einem zweisprachigen Denken geboren sein wird.

Alina Bronsky wurde 1978 in Jekaterinburg, Russland geboren und lebt seit ihrer Kindheit in Deutschland. Schon ihr Debütroman „Scherbenpark“ wurde auf Anhieb zu einem Bestseller, es folgten „die besten Gerichte der tatarischen Küche“, „Nenn mich einfach Superheld“ und „Baba Dunjas letzte Liebe“. Alina Bronsky lebt mit ihrer Familie in Berlin.

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