WLZ, 21.02.15 – Lust auf Bücher

Ein Jahr nach Eröffnung der Christine-Brückner-Bücherei im Untergeschoss des Bürgerhauses zieht Büchereileiterin Eva Gröll-Wachenfeld eine positive Zwischenbilanz.

Bad Arolsen. „Unser Angebot wird von den Lesern und Leserinnen sehr gut angenommen, wir bekommen viele positive Rückmeldungen über unser Angebot und die schöne Atmosphäre in der Bücherei. Zu jeder Öffnungszeit verzeichnen wir Neuanmeldungen, bis Ende des letzten Jahres haben wir genau 600 Leserausweise ausgegeben, mittlerweile sind es schon 650.“
Der Ausweis kostet einmalig fünf Euro, danach ist die Ausleihe kostenlos.

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Buchtipp – Unterwerfung

erschienen in der WLZ am 10.02.2015

Seit seinem Roman « Elementarteilchen », der in Deutschland sogar verfilmt wurde, gilt Michel Houellebecq als das enfant terrible der französischen Gegenwartsliteratur. Anfang Januar erschien sein neuer Roman  »Soumission », in deutscher Übersetzung « Unterwerfung », der in Frankreich und Deutschland mit ganz unterschiedlichen Reaktionen aufgenommen wurde.Der Roman entwickelt ein Zukunfts-Panorama für Frankreich im Jahre 2022, also in nicht allzuweiter Ferne, aus dem Blickwinkel der Hauptfigur, dem Pariser Literaturprofessor François, dem autobiographische Züge nachgesagt werden. Dieser lehrt an der Pariser Universität Sorbonne III Literaturwissenschaft des 19. Jahrhunderts, sein Spezialgebiet seit Studienbeginn, und hat sich dort mit erreichter Universitätskarriere und wechselnden Liebschaften mit Studentinnen bequem – vielleicht zu bequem ? – eingerichtet. Die Karrierediskussionen seiner Kollegen und die sich abzeichenden Veränderungen innerhalb der Universität interessieren ihn wenig, auch nicht Gerüchte über Angriffe auf Dozenten an anderen Universitäten, ausgehend von einer Bewegung junger Salafisten. Immerhin fällt ihm auf, dass der Verband jüdischer Studenten nicht mehr auf dem Campus zu sehen ist, stattdessen aber der Jugendverband der Bruderschaft der Muslime überall vertreten. Eines Tages sitzen zum ersten Mal zwei Studentinnen in Burka in seiner Vorlesung, deren irgendwie bedrohliche Begleitung auf dem Flur patroulliert. Warum war er beunruhigt ? fragt er sich.

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Patrick Modiano: Im Cafe der verlorenen Jugend

von Elke Riemer-Buddecke

Edition Gallimard, Paris 2007/ Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012/15

In diesem Leben, das uns manchmal vorkommt wie eine große Brachfläche ohne Wegweiser, inmitten all dieser Fluchtlinien und verlorenen Horizonte, würde man gern Bezugspunkte finden, eine Art Kataster anlegen, um nicht länger das Gefühl zu haben, dass man sich ziellos treiben lässt. Also knüpft man Beziehungen, versucht, ungewisse Zufallsbekanntschaften zu festigen (S. 51).

Melancholisch wie diese Zeilen, so klassisch einfach in der Diktion wie sonst selten in moderner Literatur ist Patrick Modianos Roman Im Café der verlorenen Jugend, dass das Lesen zur Droge werden kann. Er zeichnet, getränkt durch den Grauschleier der Erinnerung, das Bild von Menschen im Paris der 1960-er Jahre, die überall Zuflucht suchen und sie nirgendwo finden, die gern von sich selbst wüssten, wer sie eigentlich sind. Sie lieben es, unter falschem Namen, falscher Adresse und mit falscher Biografie aufzutreten, damit ihre traurige Existenz nicht erkannt wird, niemand ahnt, in welch schäbigen Hotels oder Zimmern sie leben. Wenn sie sich irgendwo wohl fühlen, dann deswegen, weil niemand nachfragt, weil man der sein kann, der man zu sein vorgibt.

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Buchtipp – Zwei Herren am Strand

erschienen in der WLZ am 13.01.2015

Winston Churchill ist uns bekannt als der Premierminister, der England im 2.Weltkrieg gegen das nationalsozialistische Deutschland geführt hat. Aber Churchill war nicht nur Politiker aus dem englischen Hochadel; er war ebenso erfolgreicher Journalist und Schriftsteller und erhielt 1953 den Nobelpreis für Literatur. Dass er zu seinem Bekanntenkreis den englischen Jahr-hundertschauspieler Charlie Chaplin zählte, ist bekannt.

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WLZ, 12.12.2014 – Ihr Schaffen wirkt nach

Schriftstellerin Christine Brückner: Geburtstagsfeier in der gleichnamigen Bücherei

von Monika Wüllner

BAD AROLSEN. Seit fünf Jahren gibt es den Förderverein Christine-Brückner-Bücherei Bad Arolsen und seit nun 30 Jahren besteht die Stiftung Brückner-Kühner in Kassel. Das war ein guter Grund, am Ehrentag Christine Brückners, nämlich ihrem Geburtstag, an die im Jahr 1996 verstorbene Schriftstellerin zu denken.
Mit einer kleiner gemütlichen Feier in der Bücherei in Bad Arolsen begingen Förder-verein, Stiftung und Freundeskreis diesen Tag. Neben Lesungen und kurzweiligen Vorträgen wurde auch gemeinsam gesungen. „Tochter Zion“ sang die Runde gemeinsam. Ein Lied, dass auch Christine Brückner mochte und welches einst zu ihrer Geburtstagsfeier in Mengeringhausen gesungen wurde.

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Buchtipp – Patrick Modiano

erschienen in der WLZ am 09.12.2014

Das Stockholmer Auswahlkommittee für den Literatur-Nobelpreis hat auch dieses Jahr wieder das Publikum und ebenso den Preisträger überrascht. Der französische Autor Patrick Modiano, 1945 bei Paris geboren, gehörte keineswegs zum engeren Kreis der « Verdächtigen ». Modiano ist in Frankreich ein bekannter und vielgelesener Autor; für seine meist schmalen Romane, rund 20 an der Zahl, hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Prix Goncourt (1978), den Romanpreis der Académie Française und 2012 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur.

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„Ehe die Spuren verwehen“ – Geburtstagsfeier Christine Brückner

„Ehe die Spuren verwehen“
Geburtstagsfeier Christine Brückner


Kurzlesungen, Musik, Bücher, Selbstgebackenes, Punsch mit Elke Böker, Erika Mohs, Dr. Friedrich Block

Mittwoch, 10.12.2014, 15 Uhr
Christine-Brückner-Bücherei, Bürgerhaus Bad Arolsen

Eintritt frei (Spenden willkommen)
Veranstalter: Förderverein Christine-Brückner-Bücherei e.V. und Freundeskreis Brückner-Kühner

Buchtipp – Botho Strauss: Herkunft

erschienen in der WLZ am 14.11.2014

Zu seinem 70. Geburtstag (am 2.Dezember) schenkt Botho Strauss seinen Lesern ein aussergewöhnliches Buch. Der Autor, der nie explizit autobiografisch schreiben wollte, tut es nun doch. Botho Strauss erzählt seine Jugend in Bad Ems anhand der Erinnerung an seinen Vater und geht damit der Frage nach « Woher komme ich ? ».

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Buchtipp – Siegfried Lenz: Deutschstunde

erschienen in der WLZ am 04.11.2014

Es ist Herbst, und traditionellerweise jagt in dieser Zeit ein Buchereignis das nächste. Da sind natürlich die Buchmesse und vor allem die verschiedenen Buchpreise bis hin zum Literaturnobelpreis. Doch zwei Ereignisse stechen in diesem Jahr aus all den großartigen Events heraus: der Tod von Siegfried Lenz sowie der 25. Jahrestag des Mauerfalls. Zwei konträre Dinge, denn Deutschland und die Welt haben einen ihrer großartigsten und bedeutendsten Denker verloren, während man sich gleichzeitig gern an den Freudentaumel erinnert, damals im Herbst 1989. Beides spiegelt sich in einem der bedeutsamsten Bücher der deutschen Literatur nach 1945: Siegfried Lenz‘ „Deutschstunde“. Der Themenkomplex der Pflichterfüllung, der Verantwortung, des Verrats und vor allem des Obrigkeitsgehorsams und -ungehorsams ist das hervorstechendste Merkmal dieses großen deutschen Romans und liefert die Folie, durch die unterschiedliche politische Geschehnisse – allen voran der Mauerfall – überzeitlich gedeutet werden können.

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Buchtipp – Der Bürger als Präsident

erschienen in der WLZ am 14.10.2014

Die „Mütter und Väter“ des Bonner Grundgesetzes statteten das Amt des Bundespräsidenten nicht mit besonderen Machtbefugnissen aus, denn in der Weimarer Republik waren die Befugnisse des Reichspräsidenten allzu oft missbraucht worden. Theodor Heuss (1884-1963), der 1949 als erster zum Bundespräsidenten gewählt wurde, war nach allgemeiner Einschätzung ein „Glücksfall“ für die junge Demokratie im Nachkriegsdeutschland.

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